Mittwoch, 12. November 2008

Unbelehrbar?

Ein Mandant, den ich schon seit vielen Jahren vertrete und dem ich schon genauso lange sage, dass man als Beschuldigter keine Angaben gegenüber den Ermittlungsbehörden macht, kam dieser Tage mit einer Anklageschrift hereingeschneit. Auf meine Frage hin, warum er nicht schon früher dagewesen sei, meinte er, das sei nicht nötig gewesen. Zum einen sei er unschuldig und zum anderen habe er bei der Polizei schon gesagt, dass, wenn eine Anklage kommen würde, er eine Gegenanzeige gegen den Anzeigeerstatter machen würde. Klar könne er sich erinnern, dass ich ihm gesagt hätte, man solle schweigen. In seinem speziellen Fall aber hätte er doch wohl ruhig sagen dürfen, dass er unschuldig sei und dass sich die Sache ganz anders zugetragen habe.
Ich hab ihm dann nochmal erklärt, dass mein Rat für alle seine Fälle gelte, seien sie nun speziell oder nicht und ihm aufgetragen, sich einen Knoten ins Taschentuch zu machen.

2 Kommentare:

Tobias Feltus hat gesagt…

Ja so etwas bereitet immer wieder
Freude.

Neulich erzählte mir ein Polizeibeamter am Telefon, was mein Mandant bisher alles so gesagt habe, nachdem er festgenommen wurde.
Als ich den Mdt damit konfrontiert hatte, entgegnete er mir, er habe doch nichts Unterschrieben, er habe doch dann keine Ausgabe gemacht.
Ich hatte ihm dann ein weiteres Mal erklärt, dass es darauf nicht ankommt.

Manche lernen es eben nie

ELDWGG hat gesagt…

Ich bin Kaufmann: und ich finde es immer wieder schlimm, sehr schlimm, daß das so ist wie Sie schreiben. Mit Demokratie hat das für mich nichts zu tun. Die Ermittlungsbehörden müssen doch ganzheitlich in Ihrem Ermessen und auch Gewissen auch Entlastendes berücksichtigen (nicht nur die Richter), tun sie aber nach Auskunft eines befreundeten Anwaltes nicht. Juristen scheinen sich daran schlimmerweise schon gewöhnt zu haben: es ist für mich ein Unding, ja ich finde, da weht schon ein Hauch von "Stasi". Der Mensch wird zu einer Sache, einer Akte und zusätzlich einseitig festgenagelt (wie er da wieder herauskommt ist seine Sache, oder die des Richters). Ist er ganzheitlich betrachtet offen erkennbar unschuldig, nutzt ihm das nichts, er muß sich jetzt noch die Rechtsanwaltkosten leisten können ungeachtet dem völlig unnötigen psychischen Streß. Und das ist auch Verschwendung von Steuergeldern. Die Polizei „Dein Freund und Helfer“ also wirklich eine Farce? Das finde ich dann wirklich schlimm wenn es so ist. Mich soll an dieser Stelle niemand als naiv bezeichnen! Der Mensch ist nicht nur eine Sache oder eine Akte, er ist auch ein menschliches Wesen. Wir alle haben eine höhere Gerechtigkeit in uns und sollten diese auch im Rahmen der Möglichkeiten (Ermessen) in unserem System auslegen, ob nun Anwalt oder Ermittlungsbehörde. Ich fordere alle Juristen auf, dafür zu kämpfen.