Es gibt Tage, da erreichen einen seltsame Anrufe. Eben meldet sich eine freundliche Stimme am anderen Ende. Folgender Text: "Hallo, hier ist Rechtsanwalt X. Ich bin ein Freund Ihres Mandanten, Herrn Y. Herr Y. hat mich gebeten, ihn in der JVA zu besuchen und seine Akte einzusehen. Ich habe mich bei der Staatsanwaltschaft bestellt, damit ich mir mal einen Überblick verschaffen kann. Nicht, dass Sie jetzt denken, Herr Y sei mit Ihrer Arbeit nicht zufrieden, ganz im Gegenteil, aber er hat mich gebeten..." - Hier reicht es mir. Ich unterbreche ihn:"Herr Kollege, ich brauche Ihnen doch wohl hoffentlich nichts von anwaltlicher Verschwiegenheitsverpflichtung zu erzählen. Ich werde Ihnen gegenüber weder sagen, ob ich einen Herrn Y vertrete noch irgendwelche sonstigen Erklärungen abgeben." Der Kollege beteuert nochmals, ein Freund meines Mandanten zu sein, ich lasse mir seine Adresse geben, wünsche einen schönen Tag und würge ihn ab. Unter der angegebenen Adresse habe ich keine Kanzlei gefunden und unter dem angegebenen Namen auch keinen Anwalt.
Als nächstes lasse ich mir mal die Akte kommen und sehe nach, ob sich darin ein Schreiben meines "Coverteidigers" befindet. Für diesen Fall nehme ich Mitleidsbekundungen gerne entgegen. Ein "Kollege", der derart nassforsch anruft, ist entweder kein Kollege oder falls doch, einer von der Sorte, die größere Flurschäden anzurichten imstande sind.
1 Kommentar:
Beim ersten Lesen der Headline dachte ich schon, es sei ein anderer Kollege, konnte es mir aber nicht so recht vorstellen... ;-)
Was das Verhalten des mutmaßlichen Kollegen anbelangt, teile ich ihre Sorge hinsichtlich des Flurschadens....
Sofern also Mr. Y ihr Mandant war oder ist, kann man ihm nur das Mitgefühl zum Ausdruck bringen. Oder man leistet aktive Hilfe und schickt gute Bücher in den Knast, die wird er nämlich gut gebrauchen können, wenn der Kollege erstmal sein Können richtig entfaltet.
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