Es ist unschwer zu erkennen: ich war kürzlich in Bayern zum Verteidigen und muss gestehen - nach ein bisschen "Einhörzeit" habe ich den dortigen Dialekt halbwegs verstanden. Und das war auch gut so, denn ansonsten hätte ich gar nicht mitbekommen, was der Zeuge Gutes für die Verteidigung zu berichten hatte.
Doch von vorne: ein Zeuge, der zuvor polizeilich vernommen worden war, berichtete in der Hauptverhandlung auf Fragen des Gerichts und der Verteidigung Dinge, die sich dem Vernehmungsprotokoll nicht entnehmen liessen und die den Tatvorwurf ganz erheblich entkräften.
Ich frage nach, warum er dies nicht dort schon erwähnt habe. Habe er doch, erwidert der Zeuge. Ich halte ihm vor, dass das nicht im Protokoll steht. "I hob des Protokoll a net g´schriebn!", ranzt er mich an.
Ich halte gegen: "Aber hier steht, Sie haben es gelesen und unterschrieben. Ist Ihnen denn nicht aufgefallen, dass da was fehlt von dem, was Sie erzählt haben?"
"Doch, scho."
"Und? Warum haben Sie das nicht hinzugefügt?"
"Des war doch meine Aufgab´n net. Des hot der Beamte g´schriebn. Woas woaß denn I was für den wichtig ist?!"
Ach so ist das. Mir dämmert´s. Der Zeuge ging also davon aus, dass nur das protokolliert wird, was "wichtig" ist. Klar, dann verstehe ich ihn. Und ich verstehe auch, dass das, was nicht protokolliert wurde, offensichtlich nicht wichtig war, außer natürlich für die Verteidigung. Aber die hat ja nicht vernommen.
Das Verfahren wurde übrigens ausgesetzt, aber irgendwann wird es weitergehen, u.a. mit dem Verfasser des Protokolls.
1 Kommentar:
Ja, so ist das. Was die Polizei sagt, sogar schreibt, das wird schon stimmen...
Mich fragte mal ein Polizist, den ich auf einen Fehler im Protokoll meiner Aussage aufmerksam machte, ob ich es nicht trotzdem unterschreiben könnte, er müsse es ja sonst neu schreiben...
Nichtjuristen hätten da sicher unterschrieben...
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