Dienstag, 13. Juli 2010

Sänk ju for trawelling wis Deutsche Bahn

Spiegel online berichtet hier von dem Abenteuer, mit der Bahn zu verreisen.

Ich persönlich bin kein Freund von Erlebnistourismus auf Schienen und fahre bereits seit annähernd 10 Jahren nicht mehr mit der Bahn.

Die war nämlich schuld, dass ich seinerzeit einen Gerichtstermin in Leipzig verpasst hatte, da der Anschlusszug in Frankfurt nicht auf den verspäteten IC aus Koblenz gewartet hatte, was besonders ärgerlich war, da es sich um exakt 2 Minuten gehandelt hatte, die der IC in Frankfurt dann hätte später abfahren müssen. Was dann folgte, waren endlose Diskussionen wegen der Erstattung der Fahrtkosten, die nur bezogen auf die Strecke Frankfurt-Leipzig erfolgen sollte. Argument: von Koblenz bis Frankfurt haben wir Sie doch befördert. Dass ich nicht in Frankfurt bleiben, sondern nur dort umsteigen wollte, war den Damen und Herren der Bahn zunächst egal. Ich habe mich damals stimmlich sehr verausgabt und bin sicher, dass man mich mühelos bis in den Taunus gehört hat. Zu guter Letzt erhielt ich die Fahrtkosten Koblenz - Frankfurt jedenfalls auch noch erstattet.

Seither ignorieren wir uns - die Bahn und ich.

Das alles ist aber nichts zu den ausgefallenen Klimaanlagen am vergangenen Wochenende, die zu tropischen Temperaturen innerhalb des Zuges geführt und einige Fahrgäste schlicht aus dem Schuhen gehauen zu haben scheinen. Im Ansatz zynisch fand ich in diesem Zusammenhang übrigens ein TV-Interview mit einem der Herren, die bei der Bahn was zu sagen haben. Der verkündete nämlich, man wolle den Geschädigten Reisegutscheine zukommen lassen. Ob die wirklich Lust haben, nochmal mit der Bahn zu verreisen?

Gespannt sein dürfen wir jedenfalls auf das Ende der Ermittlungen gegen die Verantwortlichen.

16 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"Was dann folgte, waren endlose Diskussionen wegen der Erstattung der Fahrtkosten, die nur bezogen auf die Strecke Frankfurt-Leipzig erfolgen sollte. Argument: von Koblenz bis Frankfurt haben wir Sie doch befördert."

Da lässt man sich nicht auf endlose Diskusionen ein, sondern weist die Bahn auf ihre Beförderungsbedingungen hin ...

Kerstin Rueber-Unkelbach LL.M. hat gesagt…

@Anonym: Genau die hatten die Damen und Herren am Schalter anders ausgelegt als ich.

Detlef Burhoff hat gesagt…

ist doch heute alles kein Thema mehr: Sie füllen einfach den etwa 75 cm langen Erstattungsantrag aus und das war es. habe ich gerade nach meiner freitäglichen Tour Leipzig - Berlin - Hamm - Münster (vgl. hier http://blog.strafrecht-online.de/2010/07/saenk-ju-vor-travelling-wis-deutsche-bahn/) hinter mir. Bin mal egspannt, wie viele Nachfragen kommen.

Gast hat gesagt…

Da tun einem ja nach annähernd 10 Jahren noch die Bahnangestellten von damals Leid, die sich mit einer kreischenden Anwältin herumärgern mussten, die an der Ursache ihrer Wut (Verpassen des Termins) im Wesentlichen selbst schuld war (mangelhafte Planung durch fehlende Karenzzeit für Unvorhergesehenes) ...

McDuck hat gesagt…

Es ist halt nur jetzt bei der Hitze zuuufällig unangenehm aufgefallen, dass die Bahn seit vielen Jahren bei der Wartung schlampt (besser: ad infinitum einspart). Ich kann gar nicht aufzählen, wieviele aus technischen Gründen fehlende Waggons, defekte Heizungen, defekte Klimaanlagen, stromlose Bordbistros und -restaurants sowie ebensolche mit defekten Lebensmittelkühlungen (also kein Essen und warme Erfrischungsgetränke) mir schon begegnet sind. Manche Einrichtungsgegenstände sind auch schon über die Grenze der Verwahrlosung hinaus, z.B. Bistro-Tische, bei denen die in die Tischplatte eingelassenen Drahtkanten fehlen, die das Geschirr auf dem Tisch halten sollen. Von defekten Radsatzwellen oder Bremsen bin ich zum Glück bisher verschont geblieben.

Kerstin Rueber-Unkelbach LL.M. hat gesagt…

@Gast: Planmäßig wären es 2o Minuten zum Umsteigen gewesen und ich wäre 40 Minuten vor dem Termin in Leipzig angekommen. Ihre Empathie für die Bahnangestellten finde ich gleichwohl lobenswert.

Detlef Burhoff hat gesagt…

@ Gast: woher wissen Sie, dass es sich um eine "kreischende Anwältin" gehandelt hat. Die Rede ist von "stimmlich verausgabt". Das bin ich auch manchmal, würde das dann aber nicht als "Kreischen" bezeichnen. :-)

Kerstin Rueber-Unkelbach LL.M. hat gesagt…

@McDuck: Ich bin während des Studium regelmäßig mit der Bahn gefahren. Damals funktionierte das (mit Ausnahme der üblichen Verspätungen) noch halbwegs, weil es auch nicht so wichtig war, ob man nun pünktlich zur Vorlesung kam oder nicht. Als ich dann aber mit der Bahn nach Düsseldorf zum Examenschreiben musste, war meine größte Sorge nicht, mit der Klausur nicht zurecht zu kommen, sondern, dass der Zug Verspätung haben könnte und ich deswegen das Examen verpasse.

FrankR hat gesagt…

Lediglich 20 Minuten zum Umsteigen einzuplanen bei einer Fahrstrecke von mehr als 50 km ist nach meiner Erfahrung extrem gewagt. Man könnte es auch als Vergnügungssüchtig bezeichnen.

Detlef Burhoff hat gesagt…

darum fahren heute viele Examenskandidaten schon am Vortag und übernachten in Düsseldorf, um sicher zu sein, dass man vor Ort ist. ich mache es bei Seminaren genauso, denn sonst wird man für Verspätungen der Bahn verantwortlich gemacht mit "mangelhafte Planung durch fehlende Karenzzeit für Unvorhergesehenes". leider sind die Fahrpläne ja nur noch unverbindliche Vorschläge oder Ankündigungen, dass es sein könnte, dass zu der Zeit ggf. ein Zug fährt, wenn man Glück hat

Kerstin Rueber-Unkelbach LL.M. hat gesagt…

@FrankR: :-))) Stimmt, in 20 Minuten kann man viel machen, was durchaus vergnüglich ist.

Anonym hat gesagt…

Die Examenskandidaten von heute fahren mit dem Taxi zum Examen und mit dem Zug zurück nach Hause.

In 8 Klausuren hatte die Bahn auf dem Weg zurück 8 mal Verspätungen von bis zu einer halben Stunde.

Die Räume, in denen die Klausuren angefertigt werden haben übrigens auch keine Klimaanlage. Gerüchten zu Folge wurden in Frankfurt bis zu 35 Grad erreicht.

Hunter hat gesagt…

http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,706320,00.html

150 Prozent des Ticketpreises werden bei Körperverletzung und deswegen notwendiger ärztlicher Versorgung nach einer Bahnfahrt freiwillig als Reisegutschein erstattet. Damit sind nicht einmal die Krankentransport- und Behandlungskosten, die einem privat versicherten Patienten entstehen (Selbstbeteiligungs-Tarif), gedeckt.

Das ist eine klare Demonstration, dass das Wohlergehen jedes Menschen der Deutschen Bahn AG völlig egal ist.

Man kann jedem Betroffenen, der den zivilrechtlichen Weg scheut, wenigstens eine Strafanzeige mit Adhäsionsantrag empfehlen.

Wann fällt endlich das Bahnmonopol?
https://epetitionen.bundestag.de/files/0473.pdf

Kerstin Rueber-Unkelbach LL.M. hat gesagt…

@Kollege Burhoff: Gast belebt mein Blog doch häufiger mit Kommentaren. Mit der Zeit versteht man ihn und lernt ihn zu schätzen. Er meint es nicht böse.

Anonym hat gesagt…

Na hoffentlich kommt die Bahn pünktlich wenn ich zu meinem Staatsexamen von Bonn nach Köln muss... langsam wird's Zeit die Fahrt zu planen. Oje.

Kerstin Rueber-Unkelbach LL.M. hat gesagt…

@Anonym: Ich an Ihrer Stelle würde eher ein Taxi nehmen oder am Vortag anreisen und ein Hotelzimmer anmieten anstatt mich auf die Bahn zu verlassen.
Viel Glück beim Examen.