Die Einträge meines Bloggerkollegen Levay sind es, die mich bisweilen an vergangene Zeiten erinnern. Levay hat morgen mündliche Prüfung, nach deren Abschluss er sich Volljurist nennen darf. Ich bin sicher, dass er im 2-stelligen Bereich punkten wird und drücke daher nur vorsorglich die Daumen.
Die beiden mündlichen Prüfungen, auf die ich zurückblicke, hätten unterschiedlicher nicht sein können.
Bei der mündlichen Prüfung zum Referendarexamen beim OLG Düsseldorf verdoppelte ich meine Punktzahl, die ich aus der schriftlichen Prüfung mitgebracht hatte. Es war einfach mein Tag an diesem Tag und alles passte: nette Prüfer und vier weitere weibliche Mitprüflinge. Wir Prüflinge kannten uns nicht, sahen aber aus, als ob wir uns in puncto Kleiderordnung verabredet hätten. Alle 5 trugen wir dunkelblaue Kostümchen, weiße Blusen und gelbe Seidentücher, teils eingesteckt, teils um den Hals und wer uns sah, hätte auch auf den Gedanken verfallen können, wir seien Stewardessen (neudeutsch: Saftschubsen) und wären gerade auf dem Düsseldorfer Flughafen gelandet. Nach der Prüfung wurde auf der Kö gefeiert und ich habe an diesem Tag so viel Geld für Prosecco unters Volk gebracht wie noch nie zuvor in meinem Leben (das hat sich übrigens bis heute nicht geändert).
Das zweite Examen gab nur deshalb Anlass zum Feiern, weil es mir endlich ermöglichte, meine eigene Kanzlei zu eröffnen, ganz sicher nicht aber wegen des Verlaufs der mündlichen Prüfung.
Ich habe diesen Tag, der nun über 10 Jahre zurückliegt, weitestgehend verdrängt, aber mir ist noch in lebhafter Erinnerung, dass mein Aktenvortrag sich u.a. damit befasste, dass im Rahmen eines Trunkenheitsdelikts der Beschuldigte meines Erachtens bei seiner Vernehmung nicht umfassend belehrt worden war. Die Meinung, die ich hierzu vertrat (der geneigte Blogleser wird sie erahnen können), entsprach ganz offensichtlich nicht der der Prüfungskommission, was mich nicht davon abhielt, stur wie ein Esel an ihr festzuhalten. Das wiederum hielt die Kommission nicht davon ab, mir für den Vortrag 6 Punkte einzuschenken, was im Ergegnis dazu führte, dass ich mir das Einschenken von Prosecco und sonstigen ungesunden Sachen weitestgehend schenken konnte.
Taktisch, wusste mein Vater damals nach meinem Bericht zu vermelden, sei es sicher ein Fehler gewesen, mit der vertretenen Meinung nicht umzuschwenken, aber sowas von seiner Tochter zu erwarten, ginge nun wirklich zu weit.
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