Dienstag, 1. Dezember 2009

Tücken der Technik in Bayern

Gestern habe ich bei einem bayerischen Amtsgericht verteidigt.

Ich musste feststellen, dass man dort fast so gut ausgestattet ist wie ich es aus dem Osten der Republik kenne. Flachbildschirme, neue Rechner, Internetzugang. Zwar monierte der Richter augenzwinkernd, dass die ihn interessierenden Seiten gesperrt seien ("Nicht mal eine Reise kann man buchen!"), aber im Wesentlichen erfüllten die Rechner ihren Zweck.

Nachdem 5 Zeugen zu dem ersten Anklagevorwurf vernommen waren, wandte sich das Gericht dem zweiten Anklagepunkt zu, einem Diebstahl in besonders schwerem Fall, der per Video aufgezeichnet und auf eine DVD gebannt worden sein sollte. Die Akten, die ich mir im Vorfeld mehrfach angefordert hatte, enthielten zwar viel Papier, aber keine DVD.

Der Richter suchte die Akte ebenfalls erfolglos ab und liess sich dann alle Asservate kommen. Siehe da - die DVD war zu den Asservaten gelangt, kein Mensch weiß wie und warum, aber sie war da. Beherzt wurde sie ins Laufwerk des Gerichtsrechners geschoben. Dann erschienen lustige Bildchen auf dem Bildschirm, die verkündeten, dass die Datei nicht geöffnet werden könne, weil auf dem Rechner eine bestimmte Software fehle. Die konnte auf die Schnelle nicht beschafft werden. Das Verfahren wurde ausgesetzt.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Könnte man die DVD nicht auf den Notebooks der Anwälte abspielen? Oder hatten die nur Netbooks? Oder ist die Verzögerung strategisch vorteilhaft? :-)

Kerstin Rueber-Unkelbach LL.M. hat gesagt…

Ich war der einzige RA und ja, ich habe in Hauptverhandlungen immer nur ein Netbook dabei.