Donnerstag, 9. April 2009

Direktor a.D. sagt Danke

Wenn ein Richter die Altersgrenze erreicht hat, merkt man das als Anwalt meist erst dadurch, dass sein Dezernat plötzlich mit einem neuen Gesicht besetzt ist. In Ausnahmefällen erhält man eine Email der Geschäftsstelle.

Zum ersten Mal allerdings erlebe ich es, dass sich ein Richter, der vor Kurzem pensionierte Direktor des Amtsgerichts L., in einem persönlich gehaltenen Brief an die Anwälte richtet, mit denen er in den vergangenen Jahren so manche Schlacht geschlagen hat. Er bedankt sich darin für die "menschliche Art, die es immer wieder ermöglichte, am Rande der Termine einige persönliche Worte zu wechseln, die dann auch in besonderem Maße vertrauensbildend waren" und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Trotz Verwaltungsarbeit und zeitweise mehreren Spruchdezernaten saß er nicht abgeschirmt von seinen Geschäftsstellenbeamten in einem Elfenbeinturm, sondern in einem individuell gestalteten Dienstzimmer, in dem so manches Mal sein Hund Wache schob. Wer ein Anliegen hatte - und ich hatte einige davon in den vergangenen Jahren, angefangen bei Terminierungsproblemen bis hin zu Einstellungswünschen in OWi-Sachen - war willkommen.

Es gibt Richter, die man nach ihrer Pensionierung vermisst und solche, die man nicht vermisst. Der Direktor des AG L. gehört zur ersten Gruppe.

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