Mein Kollege Dr. Björn Clemens, dessen Mandant sich weiterhin in Untersuchungshaft befindet, hat zu dessen Situation einerseits und in Erwiderung auf den Antrag andererseits in lyrischer Form erwidert und zwar wie folgt:
Was ich im Saale letztens hörte
Ein wenig mich doch leis empörte
Dem muß ich was entgegenstellen
Ich hoff, der Vize wird nicht bellen
Mit Schmeichel kann ich nicht entzücken
Die Tränendrüse auch nicht drücken
Mich in den grauen Staub nicht werfen
Und auch den Rechtskampf nicht entschärfen
Erwartend, dass Herr D. nicht weine,
Versuch ich mich wie Heinrich Heine
Denn des Gerichtes jüngstes Treiben
lässt sich nur mit Humor beschreiben
In einem Jahr konnt man erleben
Des hohen Rechtes wahres Streben
Doch steht nicht viel in den Bilanzen
Seht her im Großen und im Ganzen:
Wo Koblenz liegt im deutschen Lande
Gehts gegen kriminelle Bande
Mit Pomp und Mediengetöse
Bekämpft der Staatsanwalt das Böse
Wir traten häufig auf der Stelle
Die Zeugen kaum besonders helle
Der Hauptverdacht blieb ungekläret
Was offenkundig keinen störet
Und als das erste Jahr zu Ende
Da ruft ein Anwalt nach der Wende
Dort in der großen Staatsschutzkammer
Beklagt er seinen Katzenjammer
Betrübter Stimmung gibt er kund
Sein Schützling leide wie ein Hund
Er stehe krankhaft unter Streß
Drum müß er raus aus dem Prozeß
Die Lösung hat er schnell parat
Denn für des Jünglings Femetat
Man die gerechte Prämie kennt
Verfahrensteil wird abgetrennt
Zu rechter Zeit hinausgestiegen
Die Strafen lasset andre kriegen
Hat er doch wie gewünscht gesungen
In Unsrem Ohr hats schal geklungen
Denn ob er noch so furchtbar leidet
Zusammenhalt und Ehre meidet
Laßt mich ganz laut und deutlich sagen
Die Haft ist auch nicht leicht zu tragen
Die Tage meines
Schützlings schwinden
Bedrückend
hinter Stahlgebinden
Er hat dies
Jahr nicht nur gesessen
Inzwischen
kämpfen wir ums Essen
Darum verlang ich vom Gericht
Bewilligt jenen Antrag nicht
Bei Gott ist anderes zu tun
Und was das ist, das sag ich nun:
Mit diesem solln sie sich befassen
Die Sieben aus dem Knast entlassen
Allmählich ist es überzogen
Mit falschem Maß wird hier gewogen
Nicht länger ohne Urteil kauern
Die Haft darf keine Stund mehr dauern
Sonst wird Justitia erschauern
Das, was ich also ernsthaft sprach
Erkennt der Name Volk als Schmach
Nach einem Jahrs ists langsam Zeit
Wir fordern ein Gerechtigkeit!
6 Kommentare:
Liebe Frau Kollegin, ich hätte das Werk des Kollegen nicht veröffentlicht und mich damit des Verdachts ausgesetzt, ich würde das bekannte Gedankengut des Marburger Rheinfranken unterstützen.
Zum letzten Teil des Gedichts kann man nur sagen:
Einfach keine Anträge mehr stellen und schon gibt's ein Urteil.
Wunderschön und sehr treffend
@Andreas Neuber:
In dem Verfahren wird doch bereits genug zensiert. Ist es denn nicht das Recht eines jeden, zu veröffentlichen, was kund gegeben wird? Ich kann in jenem Gedicht leider kein "Gedankengut" erkennen. Und im Übrigen ist ein Strafverfahren, welches in Deutschland verhandelt wird, in der Regel öffentlich. Oder haben sie dies innerhalb ihres Studiums nicht gelernt??? Ich kenne leider ihre berufliche Funktion nicht, würde ihnen jedoch mit ihrer Sichtweise beste Voraussetzungen für eine Bewerbung als Richter einer Staatsschutzkammer geben (falls die Noten stimmen). Als Verteidiger wären sie gänzlich ungeeignet.
Gerade in solchen Verfahren, die von einer "Staatsschutzkammer" verhandelt werden und wo von politischer Seite enormer Druck ausgeübt wird, wird sich mit dem Verfahren allgemein viel Zeit gelassen. Schließlich sitzen die Herren bestimmt ja noch in U-Haft. Und die Koblenzer Staatsschutzkammer ist ja für ihre "uneigenommenen" ( :-D ) Urteile bekannt.
Handelt es sich in diesem Blog um die 12. Strafkammer mit Herrn RLG Hagemeyer? Deren Urteile haben in der Regel doch eh keinen Bestand... Da wird sich der BGH ja wieder mal freuen.
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