Die Kollegin Braun berichtet hier von einem Deluxe-Zeugen, der sich tatsächlich als Mitbeschuldigter entpuppte. Derartige Konstellationen sind nicht selten.
Manchmal aber wechselt der Deluxe-Zeuge erst im Laufe des Verfahrens zum Beschuldigten, wobei er es selten schafft, die Beschuldigtenstellung wieder los zu werden.
Als ich kürzlich beim Amtsgericht A. darauf wartete, dass "meine" Sache losgehen sollte, tat ich das, was ich meistens in solchen Situationen tue und nahm im Zuschauerraum Platz. Verhandelt wurde ein unspektakulärer Betrugsvorwurf zulasten der ARGE. Der Angeklagte hatte sich schon bei seiner Einlassung um Kopf und Kragen geredet und seine Einlassung in der Hauptverhandlung entsprach so gar nicht dem, was er im Vorverfahren mal als Einlassung an das Gericht geschrieben hatte. Jedenfalls hatte er in seinem "Verteidigungsschreiben" seinen Kumpel K. als Zeugen für alles Mögliche benannt, auch für Dinge, an die er sich in der Hauptverhandlung gar nicht mehr erinnern konnte. Irgendwie misslich, diese Situation.
Sein Kumpel K. hatte übrigens ein besseres Gedächtnis als er und erzählte ohne Stocken das, was der Angeklagte als 1. Version zum Besten gegeben hatte. Als das Gericht ihm vorhielt, dass der Angeklagte das gerade anders geschildert habe, beschlich K. die situationsbedingte Amnesie und er relativierte wo es ging um sich am Ende nur noch seines eigenen Namens zu erinnern. K. hatte also die Kurve vom Beinahebeschuldigten wieder zurück zum Zeugen noch grade so gekriegt.
Der Angeklagte hatte während K´s Vernehmung übrigens mehrfach die Gesichtsfarbe gewechselt. Für mich als Zuschauer hatte die Sache einen gewissen Unterhaltungswert. Es geht doch nichts darüber, eine Hauptverhandlung entspannt zu beginnen.
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