Heute Vormittag in einer Zivilsache vor dem Amtsgericht stehe ich mit der Mandantin auf dem Flur vor dem Sitzungssaal und warte auf den Aufruf zur Sache. Die Gegenseite ist von einer (wie der Kollege Hoenig zu schreiben pflegt) "Großbude" vertreten, weshalb es nicht verwundert, dass die Sachbearbeitung schon mal wechselt. Offenbar hatte eine jüngere Kollegin das große Los gezogen, diesen Termin zu machen. Ich kannte sie nicht, sie mich auch nicht.
Sie fragte in die Runde, ob wir in Sachen X./.Y da seien, was ich bejahe. Daraufhin schüttelt sie meiner Mandantin zuerst die Hand und fragt dann mit einem Seitenblick auf mich: "Wer ist denn hier eigentlich der Anwalt?"
Ich oute mich. Zugegeben, meine Mandantin ist älter als ich, trug einen Hosenanzug und war sorgfältig frisiert. Die Kollegin steckte ebenfalls in einem Hosenanzug, während ich Jeans trug. Ich vermute mal, dass es in der Kanzlei, in der sie arbeitet, einen Dresscode gibt und Jeans nicht mal am "casual friday" gern gesehen sind und freue mich darüber, dass ich keinem Dresscode Folge zu leisten habe.
17 Kommentare:
Was genau soll uns dieser Beitrag jetzt sagen? Dass sie als Anwältin nicht entsprechend angezogen sind? Wen interessiert das bitte? Oder ist es eine Schande dass die Dame danach gefragt hat? Soll sie riechen wer die Anwältin ist oder steht es ihnen auf der Stirn geschrieben?
@Tim: Warum nur lesen Sie meinen Blog? Widmen Sie sich doch Dingen, die Sie interessieren oder genießen Sie einfach nur das schöne Wetter.
Mit weißer Krawatte würde man Sie sofort erkennen :*)
http://strafprozess.blogspot.com/2010/04/zwang-zum-kulturstrick.html
Peinlich dürfte es erst werden, wenn der Vorsitzende fragen muss.
Ach nee, die Anwälte tragen dann ja Roben.
Ob diese praktische Verhüllung der Stilrichtung wohl vom preusischen König bei der Einführung der Roben vorhergesehen wurde ?
Wohl eher nicht ;)
@Tourix: Soweit ich weiß, war der Hintergedanke ein anderer. ;-) Allerdings tragen ja auch Richter und Staatsanwälte Roben.
@Daniela: Die weißen Krawatten, die meist nicht weiß sind - die sind zum Teil schon etwas eklig anzusehen, wenn sie schon viele Jahre auf dem Buckel, respektive um den Hals haben. Richterinnen, die ja oft weiße Tücher um den Hals tragen, achten meiner Beobachtung nach übrigens häufiger auf den Grau- bzw. Gelbschleier und scheinen ihre Tücher einer regelmäßigen Reinigung zuzuführen. Und trotzdem - weiße Tücher machen blass. ;-)
@Tim: ... das man manchmal einfach Spaß daran hat, nicht sofort als Anwalt(Anwältin erkannt zu werden, weil man eben nicht „entsprechend" gekleidet ist, wie wohl auch sie es zu erwarten scheinen. Die einen versuchen es eben mit Kleidung, die anderen mit Kompetenz.
Im Übrigen hat die Kollegin Recht: Das Wetter heute ist doch viel zu schön, um zu trollen. ...
Mit Robe wär das nicht passiert ;-)
Hmmm, eklige weisse Krawatten ... sind ja wohl die billigen vom Bastlermarkt. Hier gibts ne schön teure Seidenkrawatte, die einen neuartigen Fleckenschutz hat: http://www.roben-shop.de/krawatte-seide-exquisit-p-55.php
IIhh weisse Krawatten ...
Das sieht dann ja aus, als wenn schon die Maden zugange wären.
Andererseits -
sagte nicht irgendjemand "ich verlange von meinen Anwälten nur, dass sie vor Sonnenaufgang wieder in ihren Särgen liegen".
@ Anwälte
Lasst euch von mir nicht ärgern :-)
ich hab von einem Einzelkämpfer-Anwalt auch schon gehört dass er Anzug trägt, weil es die Mandanten von ihm erwarten. also nicht explizit, aber um anwälte herrscht so ein bischen eine offizielle, wichtige aura, da ist edler zwirn angemessener als die jeans - die würden die Mystik entzaubern ^^
...damit wir alle voll haben:
Meine ist immer gepflegt, auch die weiße Kravatte (braucht man wirklich, wenn man gelegentlich an einem Bundesgericht ist) immer noch schön...
Aber drunter... ich glaub, daß es keiner Versiffter schafft als ich: Kompetenz entscheidet!
Mich hat deutlich mehr irritiert, daß ein Vorsitzender kürzlich einen völlig abgewrackten Mandanten als "Herr Rechtsanwalt" begrüßte und er mich, der ich zwar ohne Robe, aber in einem piekfeinen Dreiteiler zu dieser amtsgerichtlichen Zivilverhandlung gekommen war, fragte, wer ich sei.
Ich nehme zur Kenntnis, daß es für Amtsrichter anscheinend keinen Dresscode mehr gibt (rotes Sweatshirt zu brauner Cordhose), aber muß man gleiches auch von Anwälten vermuten?
Zur Verifizierung der gemachten Angaben requestiere ich ein Ganzkörperbild (bekleidet).
#k.
Also in den "Großbuden", die ich aus eigener Erfahrung kenne, gibt es einen Dresscode nur ungeschrieben, der allerdings bei Anwältinnen durchaus auch ordentliche Jeans und Bluse oder gutes T-Shirt erlaubt.
Und am casual friday komme ich typischerweise mit Jeans, Turnschuhen und und legerem Hemd oder im Sommer gerne auch Polo- oder T-Shirt.
Also alles halb so wild (wenn die Großbude nicht gerade die Initialen eines relativ niedrigpreisigen Klamottenladens hat ;-))
Also, da ich Dich ja persönlich kenne, weiß ich, dass Du viel zu hübsch bist für eine Anwältin. An den Klamotten liegt es also nicht, wenn man Dich eher für ein Fotomodell hält. Seit wann gibt es dass denn überhaupt, dass schöne Frauen auch noch so schlaue und pfiffige Strafverteidigerinnen sind :-)
Seh ich Dich in Aachen oder erst in Hollywood?
Eva
Eva: Ich kenne RAin Rueber nicht persönlich, habe aber andere Beweise dafür, daß das durchaus drin ist.
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