Dienstag, 10. April 2018

Wer ist der beste Fensterbohrer?

Einen beachtlichen Erkenntnisgewinn lieferte unlängst eine Hauptverhandlung in der Pfalz. Einmal abgesehen davon, dass ich mir trotz jahrzehntelanger Freundschaft mit einer pfälzischen Kollegin noch immer mit pfälzischen und kurpfälzischen Dialekten schwertue, mag ich Hauptverhandlungen in der Pfalz. In aller Regel sind sie geprägt von einer freundlichen, fast gemütlichen Atmosphäre, was manch einen Zeugen dazu veranlasst, frisch von der Leber (dortens sagt man "vo´ de Lebber") weg zu berichten.

Dies tat auch der Ermittlungsführer des Einbruchsdezernats. Meinem Mandanten war Wohnungseinbruchsdiebstahl vorgeworfen worden. Die Anklage wollte dies anhand des modus operandi nachweisen. Verwertbare Spuren am Tatort gab es nicht, ein Geständnis ebenso wenig. Die vom Angeklagten gewählte Methode sei so selten und der Mandant schon einmal mit deren Berherrschung in Erscheinung getreten, dass dies zur Beweisführung ausreiche. Eine durchaus selbstbewusste Argumentation, zumal der modus operandi des Fensterbohrens weder neu noch selten ist. Wer ihn selbst einmal ausprobieren möchte  noch nicht kennt: Hierbei wird der Fensterrahmen angebohrt und dann durch das Bohrloch eine Art Haken eingeführt, mit dem dann der Fensterhebel in die "Öffnenposition" gebracht wird. Wer diese Einbruchsmethode erfunden hat, weiß ich nicht, aber der Polizeibeamte wusste zu berichten, dass albanische Staatsangehörige ihn mit Abstand am Besten beherrschen. Auf Pfälzisch klang das ungefähr so: "Wissense, die Albaner, die ham des druff. De Rumäne ned so gud, der brauch schon ma paar Anläuf´ bis es sitzt."

Mein Mandant war übrigens Rumäne. Die Sache wurde eingestellt, weil auch das Gericht die Verurteilung aufgrund eines modus operandi für zu dünnes Eis erachtete. Selbst wenn es über dieses Eis hätte gehen wollen, hätte - der Aussage des Polizeibeamten folgend - die Nationalität meines Mandanten der kriminalistischen Erfahrung widersprochen, denn: ein Loch, ein Treffer. Keine Anläufe. Von albanischen Wurzeln ist nichts bekannt.

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