Freitag, 10. Mai 2013

Bei Anruf "LKA"

Nach einem Prozesstag finde ich bei Rückkehr in meine Kanzlei einen Telefonzettel meiner Mitarbeiterin vor: Herr X. vom LKA bittet um Rückruf (es folgt eine Mobilfunknummer).

Ich rufe an. Herr X. ist erfreut und beginnt das Gespräch mit den Worten: "Sie haben doch vor Jahren Herrn Y. verteidigt."
Da ich trotz langer Hauptverhandlung noch recht gut gelaunt bin, erwidere ich, dass es meine anwaltliche Verschwiegenheitsverpflichtung nicht erlaubt, Auskunft darüber zu erteilen, wen ich verteidige oder verteidigt habe.
Der angebliche LKA-Mann lässt sich von dieser Abfuhr nicht irritieren: "Der ist auf der Flucht, wissen Sie? Meine Kollegen und ich sind mit der Fahndung befasst. Uns interessiert, ob Sie in letzter Zeit mal Kontakt zu ihm hatten..."
Ich glaube, nicht recht zu hören. Was erwartet der angebliche LKA-Fahnder? Dass ich sage: "Gut, dass Sie fragen, er sitzt mir grad gegenüber und gleich gehen wir nach drüben zum Chinesen und bestellen Ente mit 8 Köstlichkeiten; Sie brauchen sich mit dem Zugriff also nicht zu beeilen"?
Statt dessen frage ich, ob er mich verarschen will. Will er nicht, behauptet er. Aha. Und von der Presse will er auch nicht sein. Dass ein Verteidiger der Schweigepflicht unterliegt, hat er schonmal gehört, aber er wolle trotzdem mal nachfragen.

Ich fordere einen Identitätsnachweis des Anrufers, vorzugsweise in Gestalt eines Schreibens seines Vorgesetzten. Hierzu, so der Anrufer, brauche er mal eben meine Emailadresse.
Nun ist das Klassenziel erreicht. Wenn es einem angeblichen LKA-Beamten nicht einmal gelingt, meine Emailadresse in Erfahrung zu bringen, habe ich ernsthafte Zweifel daran, dass er der richtige Mann dafür sein soll, einen angeblich entflohenen Straftäter ausfindig zu machen. Das sage ich ihm so und beende das Telefonat.

Ich brauche wohl nicht eigens zu erwähnen, dass ich seit Monaten auf eine Email oder ein sonstiges Schreiben warte. Ersatzweise hätte ich mir eine Einladung zu "Verstehen Sie Spaß" erhofft, aber auch eine solche blieb aus. Wer immer sich diesen Scherz erlaubt hat: es war ein schlechter Scherz. Sollte es kein Scherz gewesen sein: noch schlechter!

4 Kommentare:

Matthias hat gesagt…

Wer ruft auch schon auf einer unbekannten Mobilnummer zurück?
Einen LKA-Ermittler würde ich immer unter der Festnetznummer des LKA erreichen wollen. Damit wäre DAS schonmla geklärt.

Miraculix hat gesagt…

So wie unsere Beamten normalerweise arbeiten nehme ich an daß es kein Scherz war.

Miraculix hat gesagt…

Das war kein Scherz, das ist die normalerweise Arbeitsweise unserer Beamten.

Anonym hat gesagt…

bananenrepublik ???