Manchmal bescheren einem Strafprozesse Ausflüge in Gegenden, die man bislang nur als weiße Flecke auf der Landkarte wahrgenommen hat. Gestern war so ein Ausflugstag. Ein Zeuge, der aus gesundheitlichen Gründen nicht ins Gericht kommen konnte, wurde an seinem Wohnort vernommen. Diesen Wohnort kannte das Navigationssystem in meinem Auto nur ungefähr. Jedenfalls ließ die Dame mit der leicht nervigen Stimme irgendwann verlauten: "Routenführung endet hier. Ihr Ziel befindet sich in 200 Metern auf der rechten Seite." Aha. Ein Blick nach rechts folgte - Wald. Kein Feldweg, geschweige denn eine asphaltierte Straße. Nirvana.
Ein Anruf bei der Mandantin schaffte Abhilfe. Sie lotste mich auf eine Straße, die zwischen zwei Gemeinden lag, die zusammen wohl keine 500 Einwohner haben. Von dieser Straße führe ein Weg ins Tal: "Am letzten Telefonmast links ab." Danach brach die Handyverbindung ab. Die Dame aus meinem Navigationssystem hatte sich zwischenzeitlich ausgeklinkt und schwieg. Dumme Nuß! Sonst quatscht sie einen zu mit Geschwindigkeitswarnungen und wenn man sie mal braucht, herrscht Funkstille.
Irgendwann fand ich das beschauliche Haus im tiefen Tal. Das Gericht war übrigens schon vor Ort. Der Fahrer des Dienstwagens hatte keine Probleme gehabt, das Haus zu finden. Entweder hat er eine schlauere Navidame als ich oder er kannte sich aus.
2 Kommentare:
Der Fahrer des Dienstwagens hatte keine Probleme gehabt, das Haus zu finden. Entweder hat er eine schlauere Navidame als ich oder er kannte sich aus.
... oder - was ich bei Justitia als erstes vermute - er hatte einen zehn Jahre alten Shell-Atlas zur Verfügung.
Früher stand bei solchen Gegenden übrigens auf der Landkarte noch "hic sunt leones" oder ähnliches ;)
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