Dienstag, 1. Dezember 2009

Mein Anwalt ist verhindert

Den Termin solle sie alleine wahrnehmen, ihr Anwalt sei heute verhindert, so die Beklagte heute Vormittag beim Amtsgericht W.. Sie war nicht alleine beklagt, sondern nur eine von zwei Beklagten.
Ob sie denn eine Vollmacht für die weitere Beklagte dabeihabe. Nein, habe sie nicht. Davon habe ihr ihr Anwalt nichts gesagt. Das, so der Vorsitzende, sei nicht so gut.

Der Vorsitzende nimmt meine Rüge ins Protokoll auf.
Die Beklagte regt sich darüber auf.

Im sicheren Wissen, dass sich mein Mandant seit fast einem Jahr über die Schriftsätze ihres Anwaltes aufregt, halte ich den Ärger der Beklagten für ausgleichende Gerechtigkeit.

Wie immer, wenn Parteien sich selbst vertreten, werden Argumente vorgebracht, die zurückhaltend formuliert, zur Sache wenig beitragen. Der Vorsitzende nimmt keines der Argumente ins Protokoll auf und stattdessen die Anträge. Auch hierüber ist die Beklagte nicht erfreut. Sie wolle sich vergleichen, tönt sie, und unterbreitet einen Vorschlag, der schon außergerichtlich abgelehnt worden war und nun dasselbe Schicksal erfährt. Der Tonfall der Beklagten wird heftiger, eine Zornesfalte zeigt sich auf ihrer Stirn. Die Frau ärgert sich richtig.
Der Vorsitzende bestimmt Verkündungstermin und wünscht einen schönen Tag.

Die Beklagte ist verwundert, dass DAS alles gewesen sein soll. Vielleicht kennt sie "Gericht" nur aus dem Nachmittagsprogramm. Vor diesem Hintergrund könnte ich ihre Enttäuschung sogar verstehen.

Es passiert nicht oft, dass Partein, die einen Anwalt beauftragt haben, alleine ins Rennen geschickt werden. Für die Beklagte mutmaße ich, dass sie nicht nochmal selbst einen Termin wahrnehmen möchte.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Meines Erachtens wird in Zivilsachen in so eindeutigen Fällen viel zu selten direkt ein Stuhlurteil verkündet... :-)

Anonym hat gesagt…

Meines Erachtens machen die Zivilrichter in solchen Fällen viel zu selten Gebrauch von der Möglichkeit des Stuhlurteils... :-)

Anonym hat gesagt…

Ursprünglich anwaltlich vertretene Parteien, die allein vor Gericht auftauchen, halten oftmals nichts davon, ihren Anwalt zu bezahlen und müssen daher sehen, wie sie alleine vor Gericht zurechtkommen...